Mein alter Clio 3 TCe100 hatte im WInter gelegentlich auch ein ruckhaftes Motorverhalten - ich tankte auch da E10 - das ruckeln konnte behoben werden, als festgestellt wurde, dass das Kabel der vorderen Lambda-Sonde vom Marder angenagt wurde.
Was stimmt nun, liegt es am E10 oder an der Sonde? Erfahrungsbasierte Evidenz ist lückenhaft und trügerisch.
Das Ethanol ist hygroskopisch (wasseranziehend) aber je geringer die Temperaturen sind, desto geringer fällt auch dieser Effekt aus.
Gemäß Arrhenius verdoppelt sich die chemische Reaktionsrate mit einer Temperaturzunahme um 10°C, d.h. bei 10°C braucht es bei gleicher Luftfeuchtigkeit doppelt so lange, wie bei 20°C, um die gleiche Sättigung zu erreichen - im Winter ist also die Neigung "Wasser zu ziehen" deutlich geringer, zumal die Luftfeuchtigkeit auch geringer ist im Winter, kalte Luft kann schlicht nicht so viel Wasser binden.
Auch setzt sich das Ethanol nicht als eigenständige Phase (bspw. Wasser-Öl-Phasentrennung) ab, sondern ist vollständig im Benzin gelöst.
Der Siedepunkt von Ethanol liegt bei 78°C und damit oberhalb der Bereiche oder auf gleichem Niveau, wo die andern von dir erwähnten Bestandteile erst beginnen - ein "zu früh vergasen" kann es hier nicht geben - zumal die Temperaturen im Treibstoffsystem bis zum Injektor (MPI oder DI) deutlich darunter liegen. Die von dir erwähnten MTBE haben ein Siedespektrum ab 55°C, Naphtha beginnt mit den kürzeren CH-Ketten bei 30°C.
Du sagst, dass man "an den guten Sachen spart" - aber wie wir feststellen, ist bei E5 keine 5% Ethanol enthalten sondern 3,4% im EU.weiten Schnitt und bei E10 6,5% (gem. JEC WTT v5). Wir haben ja noch nichtmal die vollen 5 oder 10% und meinen aber, dass daran so viele Probleme festzumachen wären.
E85 würde ich ohne Freigabe überhaupt nicht tanken - da die polare Eigenschaft des Ethanols in höheren Konzentrationen Dichtungen und Kunststoffe wirklich angreifen kann. In der Polymer-Chemie ist es stets ein Zusammenspiel, aus Kontaktfläche, Dauer und Konzentration.
Auch würde mit E85 jede Feuchtigkeitsthematik und "Sensibilität" ad absurdum geführt werden, da die hygroskopischen EIgenschaften deutlich stärker ausgeprägt wären.
Quelle: